Mein Weg zu FUJIFILM
Ein persönliches Statement
Ich muss gestehen ich bin erst vor kurzen bei Fijifilm gelandet. Erst im Sommer 2020 habe ich mir meine erste Fuji Kamera gekauft. Um zu verstehen warum ich zu Fuji gewechselt bin, muss ich vielleicht ein bisschen in die Vergangenheit gehen.
Meine erste richtige Kamera war eine Canon F-1. Meiner Meinung nach, eine für die damalige Zeit sehr sehr wertige und innovative Kamera, wenn auch nach heutigen Maßstäben unfassbar spartanisch ausgestattet, aber hey einen Selbstauslöser gab es auch schon - auch wenn dieser an eine alte Eieruhr erinnert 😀 Autofokus gab es natürlich noch nicht, aber selbst der Belichtungsmesser war nur als Nachführsystem implementiert, ähnlich den klassischen Handbelichtungsmessern die es tatsächlich auch heute noch zu kaufen gibt. Einen automatischen Belichtungsmesser konnte man sogar nachrüsten, indem man den Sucher auswechselte. Ein Feature das selbst heutige moderne Kameras nicht mehr kennen. Das tolle bei dieser Kamera, es gab nichts was einem vom fotografieren ablenken konnte. Die Kamera war rein mechanisch aufgebaut (wie natürlich alle Kamera zu dieser Zeit) und trotzdem hatte man die komplette Bildkontrolle mit nahezu allen Möglichkeiten wie man sie auch heute kennt, wenn auch manchmal etwas umständlich.
Nach der F1 habe ich - von ein paar Kameras dazwischen mal abgesehen - sehr lange mit einer Hasselblad 500C/M fotografiert. Wenn die F1 schon spartanisch war, die Hasselblad hat das ganze nochmal auf ein neues Level gebracht 😂 noch nicht mal mehr einen Belichtungsmesser gab es; Selbstauslöser? Vergiss es!
Aber was es gab war ein modulares Kamerasystem wie es in dieser Form und Qualität es kein Zweites mehr gegeben hat. Objektive die nicht nur gut, sondern die Besten Ihrer Art sind; Wechselmagazine! Ein Kamerasucher der den Namen wirklich verdient hat und immer noch größer ist als die LCD Displays der meisten Profi-Kameras von heute und natürlich ein Auslöser mit einem satten Geräusch wie es nur eine Hasselblad kann. Ganz ehrlich: würde eine Hasselblad von heute nicht so viel kosten wie ein Mittelklassewagen, dann würde ich immer noch mit Hasselblad fotografieren.
Heute benutze ich beruflich eigentlich nur noch eine Nikon D800. Die Nikon ist ein klassisches Arbeitstier, unverwüstlich, sehr zuverlässig, tausende von Features und vor allem hat sie einen fantastischen Vollformat Sensor mit 36 Megapixel Auflösung und die nicht nur auf dem Papier, sofern man dazu auch hochwertige Objektive benutzt. 36MP das sind 7360 x 4912 Pixel oder anders gesagt, das sind 92 x 62cm bei 200dpi bei einem Druck. Unglaublich! Mit günstigen Nikon Objektiven brauch man nicht anzufangen bei dieser Auflösung. Die Nikon besticht durch diesen tollen Sensor, der Rest ist so lala, halt Nikon, sehr verschachtelte Menüs, jede Menge Schalter und Funktionen. Dem Bedienkonzept würde ich eine Drei geben, der Qualität aber ganz klar, eine Eins mit Sternchen.
Was die Hasselblad und die Nikon gemeinsam haben, sie sind sehr schwer. Die Nikon mal schnell über die Schulter geworfen mit zwei weiteren Objektiven in der Tasche kommt schnell auf 4kg. Die Hasselblad mit zwei Objektiven, Ersatzmagazin, externer Belichtungsmesser,.... oje, keine Ahnung auf jeden Fall sehr viel....leider soviel, dass man sie dann doch oft bei Reisen zuhause gelassen hat 🙈 Die Nikon hat es zwar jetzt immer mit auf die Reise geschafft, aber für den "täglichen" Gebrauch ist Sie mir immer noch viel zu unhandlich.
In der Praxis hat das zur Folge gehabt, das die Kamera immer öfter zuhause geblieben ist und mein iPhone immer mehr zu meinem besten Freund wurde 😀
Ich hab ziemlich lange darauf rumgekaut ob ich an diesem Zustand nochmal etwas ändern möchte und wenn dann was für eine Kamera sollte ich nehmen? Ich wollte auf keinem Fall große Abstriche an der Qualität machen (dann kann ich auch beim iPhone bleiben) und vor allem wollte ich die komplette Kontrolle über das Foto haben - also jede Automatik muss abschaltbar sein und die Kamera dann immer noch gut bedienbar sein. Und natürlich sollte sie diesmal leicht und handlich sein.
Ich habe lange mit einer Leica geliebäugelt, vielleicht eine gebrauchte aus der M-Serie. Die Objektive sind überragend, leicht und klein, allerdings habe ich bei Leica immer ein bisschen die Befürchtung, dass diese zwar mechanisch überragend sind, aber von der heutigen Bedienung und Möglichkeiten die ja massiv softwarelastig sind nicht in der heutigen Zeit angekommen sind (man darf mich gerne eines besseren belehren). [Nachtrag: die Leica M10 monochrom reizt mich immer noch, 40MP Sensor optimiert für schwarz/weiß, aber hey allein 8000€ für den Body🙈]
Danach bin ich immer wieder im Laufe der Jahre um die verschiedenen Sony Alpha Kameras herumgeschlichen, bis mich ein sehr kompetenter Verkäufer im Saturn Frankfurt (das war wirklich eine tolle Beratung) mich auf das Fujifilm System hingewiesen hat, nachdem er meine Beweggründe gehört hatte. Es hat dann zwar immer noch ein Jahr gedauert, aber mit dem Erscheinen der Fujifilm X-T4 war ich überzeugt.
Aber warum jetzt eigentlich Fuji, bzw. die X-T4? Um es gleich vorweg zu nehmen, es ist das Gesamtpaket aus einer sehr ergonomisch designten Kamera, die relativ leicht ist, alle wichtigen Funktionen sogar über mechanische Regler zur Verfügung stellt und eine sehr gute Qualität bietet.
Die X-T4
Es ist nicht so, dass die Fujifilm X-T4 in den einzelnen Features einzigartig ist - im Gegenteil es gibt Kameras mit höherer Auflösung, schnellerem Autofocus oder mehr Features. Es ist ein bisschen wie beim ersten iPod, das sehr gut abgestimmte Gesamtpaket ist es, was die T4 so herausragend macht. Sehr hochwertig verarbeitet im klassischem Design mit manuellen Bedienelementen und gleichzeitig modernen Features wie IBIS gestützter Sensor, Bluetooth/WLAN, Autofocus mit Gesichts-Erkennung, USB-C Anschluss (ich lade meine X-T4 mit meinem MacBook Ladegerät) und ein hochauflösendes Touchscreen. Nicht vergessen darf man auch die hervorragenden Filmsimulationen die ich in dieser Art noch nirgendwo gesehen habe und um die sich auch eine ganze Fangemeinde gebildet hat (besonders empfehlenswert: FujiXWeekly) Ich habe dieses Thema ursprünglich immer als Filter-Gag ala Smartphone abgetan, mittlerweile bin ich aber total begeistert. Die Farben sind ein Traum und man kann das Ergebnis bereits während des Fotografierens abschätzen und nicht erst später in Lightroom. Der Clou ist, man sieht das Ergebnis schon während des Fotografierens. Meine Simulations-Favoriten: Ilford HP-5 und Kodakchrome 64. Mehr zum Hintergrund von Fuji-Filmsimulationen
Der Sensor
Eine einfache Regel, je größer der Sensor deso mehr Licht kann darauf fallen, man hat weniger Rauschen und gleichzeitig sind höhere Auflösungen möglich. Mit diesem Wissen, war es für mich eigentlich klar das nur eine Fullframe-Sensor Kamera infrage kommt (Witzigerweise bezieht man sich hier immer noch auf die Größe eines Negativs im Kleinbildformat 36x24mm). Es hat eine Weile gedauert, bis es bei mir Klick gemacht hat und ich erkannt habe, dass ein kleinerer Sensor auch Vorteile hat: kleinere Sensoren benötigen auch nur kleinere Objektive und dieser sind dann automatisch leichter (und günstiger €€€). Die X-T4 benutzt einen Sensor im APS-C Format. Der Sensor ist erstaunlich Lichtempfindlich, Bilder mit ISO1600 aufgenommen sind überhaupt kein Problem und selbst Nachaufnahmen mit Sternenhimmel funktionieren sehr gut und machen vor allem sehr Spaß 🤩
Noch ein Wort zum Autofocus: durch den kleinen Joystick auf der Rückseite ist das individuelle Einstellen des Autofocus ein Traum. Noch nie hatte ich so eine schnelle einfache Kontrolle über die automatische Scharfstellung wie bei meiner Fuji.
Fujifilm Objektive
Das Angebot an Linsen bei Fuji ist zwar im Vergleich zu anderen Systemen relativ klein, aber dafür durchgehend sehr hochwertig. Selbst das Kit Objektiv, das 18-55mm, hat mich sehr überrascht in seiner Abbildungsleistung und Schärfe.
Ich habe mich sofort in das 56mm Objektiv verliebt - ohne Zweifel eins der besten Portraitobjektive das ich je in der Hand hatte. Das Bokeh ist einfach nur toll! Desweiteren möchte ich das kleine Pancake Objektiv mit 27mm erwähnen, es läßt die ganze Kamera so unscheinbar wirken wie ein Spielzeug und ist trotzdem tolles Objektiv mit beeindruckender Abbildungsleistung. Wesentlich größer aber dafür noch einige Klassen besser ist das 16mm f1.4 Weitwinkel das bereits ab 5cm vor dem Glas fokussieren kann und dadurch extrem vielseitig ist von Landschaft, Portrait oder einfache Makroaufnahmen. So nebenbei, ich habe fast alle Objektive gebraucht erworben und kann das auch nur empfehlen.
Abgesehen von den Original Fuji-Objektiven gibt es von anderen Herstellern sehr interessante Exoten (Spezialmakros, Fisheye, ...)
Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit, Blende und Unter und Überbelichtung sind über klassische Bedienelemente erreichbar. Alle relevaten Funktionen sind sehr logisch über Tasten zu erreichen. Ins Menü muss man unterwegs eigenlich nie gehen!
Das Display kann nicht nur sehr stark geschwenkt werden, sondern sondern auch - was ich für unterwegs fast viel wichtiger finde - auch um 180° gedreht werden, wodurch ein üblicher Displayschutz überflüssig wird.
Der Star in der X-T4 ist ganz klar der aufgehängte Sensor, der Erschütterungen auffangen kann und bis zu 6.5 EV-Stufen bessere Zeiten/Blenden ermöglicht. Eine verwacklungsfreie Tele-Aufnahme mit 1/8 Sekunde? Der IBIS macht es tatsächlich möglich.
Auch wenn ich noch vor ein paar Jahren Fujifilm für mich nie in Betracht gezogen habe, bin ich heute mit diesem System sehr glücklich. Es ist ein sehr wertiges und sehr gut angestimmtes System wie ich es in dieser Form bei den klassischen Anbietern wie Canon oder Nikon nicht kennengelernt habe. Scheinbar bin ich mit diesem Gefühl nicht alleine - wenn man die Fuji-Gemeinden auf den SocialMedia-Plattformen anschaut, dann wird dieses Gefühl doch sehr geteilt :-)
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Robert (Sonntag, 21 März 2021 10:23)
Gratualtion zu diesem tollen Artikel. Ich kam über die Nikon FM zur Fotografie, dann Minox für Unterwegs und später Nikon D300 – sauschwer.
Mit der Fuji X-T1 und drei teuern Objektiven habe ich in das Lager der Systemkameras gewechselt. Nun gut, die X-T1 hat schon einige Jahre auf dem Buckel, aber ich liebe sie immer noch, macht einfach tolle Fotots, ganz zu schweigen von den Objektiven (56mm. 35mm. 14mm Festbrennweiten). Ich kann das Fuji-System jede*r nur empfehlen. Und die Kameras sind nicht solche Ziegel wie bei Nikon oder Canon ;-)