KLICK mit dem Fernauslöser

Klick mit dem Fernauslöser

Manchmal habe ich das Gefühl als ob er etwas aus der Mode gekommen ist, trotzdem sollte er meiner Meinung in keiner Kameraausrüstung fehlen - der Fernauslöser. Ich plane derzeit mich etwas mehr mit bestimmten Stilrichtungen zu beschäftigen, die mit Hilfe von Langzeitaufnahmen aufgenommen werden müssen. Einen 1000x Graufilter habe ich mir günstig auf eBay besorgt (danke Manuel für den netten Kontakt) und jetzt habe ich mir noch einen Fernauslöser für meine Fujifilm online bestellt. Oje, was für ein billiger Plastikkasten 😂, mit einem grauenhaften klappernden Taster, aber er tut seinen Zweck. 

Ich weiß, meine Fujifilm X-T4 kann auf problemlos vom Handy per Bluetooth ausgelöst werden, aber in den wenigen Momenten in denen ich wirklich einen Fernauslöser benötige ist mir ein echter Taster den man spüren kann,  lieber. [Apropos: Was ist denn für ein Käse in der Automobilindustrie los angeführt von Tesla? Wollt ihr wirklich nur noch alles per Touchscreen machen? Ich darf mein Handy nicht in die Hand nehmen, aber mich auf einem Tesla durch die Menüs jonglieren um den Scheibenwischerintervall einzustellen 🙈 Naja, anderes Thema. Einatmen.....Ausatmen 😂]

Grundsätzlich kann man jeden der mit Stativ arbeitet, einen Fernauslöser nur ans Herz legen, schließlich verhindert er leichte Erschütterungen die durch das Berühren der Kamera immer entstehen. Vor allem bei Arbeiten mit einem starken Teleobjektiv ist ein derartiger Fernauslöser Pflicht.

Beim klassischen Drahtauslöser wird ein Stahldraht durch eine Art Schlauch gedrückt und somit der Auslöser der Kamera aus der Ferne mechanisch heruntergedrückt. Voller Freude sehe ich, dass selbst meine neue X-T4 immer noch ein Gewinde im Auslöser hat um diese Art von Fernauslöser zu installieren. Diese Auslöser werden immer noch hergestellt, z.b. von der Firma Gebr.Schreck.

Vor vielen Jahren habe ich mir einmal diesen mechanischen Selbstauslöser der Firma Autoknips für meine Hasselblad dazu gekauft (mehr als Gag). Diese Art von Auslösern funktioniert wie eine Art Eieruhr und war früher einmal sehr beliebt. Für alle die hier tiefer einsteigen wollen, Andreas Sieg hat hier eine sehr ausführliche Webseite zu diesem Thema erstellt.

Ja, mein neuer Kabelauslöser von JJC. Ein Drahtauslöser besteht in der Regel aus einem einfachen Taster der per Klinkenstecker (2.5mm oder 3.5mm je nach Kamerahersteller) mit der Kamera verbunden wird.Man kann diese auch sehr leicht selbst bauen - aber davon später mehr.


Wenn man früher von einer größeren Entfernung aus die Kamera auslösen musste, verwendete man in der Regel einen pneumatischen Fernauslöser. Bei diesen wird ein kleiner Blasebalg zusammengedrückt und der Luftdruck wird über einen Schlauch an einem Kolben weitergeben der dann wiederum einen Draht in die Kamera drückt. Diese Auslöser waren vor allem auch bei Selbstporträts beliebt. Vorteil: den Blasebalg kann man auch mit dem Fuß auslösen!

Vor ein paar Jahren habe ich mir mal diesen Bluetooth Auslöser für 1-2€ erstanden mit dem ich mein die Kamera meines iPhones auslösen kann. Ich liebe dieses Ding immer noch - das kleine Kästchen ist besser als jeder Selfiestick. Man glaubt gar nicht wie viel Spaß man damit haben kann. Ich kann die nur empfehlen. Am besten das Handy kombinieren mit dem kleinem Manfrotto Stativ (mein Lieblingsstativ) und einem billigen Smartphone Adapter.

Pneumatische Fernauslöser setze ich heute nicht mehr ein. Heute ist man besser bedient, mit einem Funkauslöser Kit (auch wenn diese manchmal rumzicken bis man alles wieder richtig eingestellt hat und alle Batterien auch überprüft sind). Dafür sind diese extrem vielseitig benutzbar. Man kann genauso Blitzgeräte/Anlagen fernauslösen, wie das Set als Fernauslöser für Selbstporträts benutzen. 


Kabel-Fernauslöser selbst gebaut

Auch wenn man heute einen einfachen Kabelfernauslöser für wenige Euro bekommt, lohnt es sich doch zu wissen wie dieser funktioniert, bzw. wie man einen solchen selbst bauen kann.

Die meisten Kameras lassen sich mit einen Kabelfernauslöser bedienen der über einen Stereo-Klinkenstecker, entweder ø3.5mm oder ø2.5mm verbunden wird. Die Schaltung hierzu ist, wie man hier auf meinem Bild sieht denkbar einfach. Mit dem einem Taster kann man den Autofokus der Kamera aktivieren, mit dem anderem Taster löst man die Kamera aus. In der Regel löst man beide Funktionen gleichzeitig über einen einzelnen Taster aus, bzw. stellt die den Fokus der Kamera eh auf Manuell. 

Vor dem Bau, rate ich Euch dringend diese Seite hier zur Gemüte zu führen, auf der die Anschlüsse für die verschiedensten Kameras beschrieben ist. Für diejenigen die sich hier dran wagen wollen (Garantie übernehme ich natürlich keine) rate ich, schlagt euch gleich die Idee einen Klinkenstecker selber löten zu wollen. Ich habe genügend davon in meinem Leben gelötet und glaubt mir, das macht einfach keinen Spaß. Besorgt lieber irgendein Kabel an dem der passende Stecker bereits dran ist (vielleicht ein defekter Kopfhörer) und schneidet das andere Ende des Kabels ab. Das spart viel Nerven. Falls ihr ø2.5mm für eure Kamera (z.B. Fuji) benötigt aber kein Kabel findet, dann nehmt einfach ein ø3.5mm und besorgt euch einen Adapter, dann habt ihr gleich eine Lösung die an verschiedenen Kameras funktioniert. 

Und noch einen Schritt weiter...

Wenn man erstmal diese Grundlagen verstanden hat, dann ist noch viel spannender seine Kamera mit einem kleinen Computer, einen sogenannten Microcontroller zu verbinden um Intervall Aufnahmen zu machen in einer Art wie sie keine Kamera standardmäßig bietet. Noch spannender ist es die Kamera mit diversen Sensoren über diesen Microcontroller zu verbinden (z.B. Bewegungsmelder).  

Ich habe mir vor ein paar Jahren einmal eine derartige universelle Schaltung zusammengebaut mit der ich meiner Kamera, Blitzanlage und diverse andere Geräte über einen Arduino Nano oder einen Raspberry Pi steuern kann. Spoileralarm: demnächst schreibe ich einen Artikel über Tropfenfotografie bei dem diese Platine zum Einsatz kommt 😀 Das habe ich bereits vor längerer Zeit mal gemacht und es brennt in mir das nochmal mit meiner Fuji X-T4 zu wiederholen. 

Wer nicht gleich selbst zum Lötkolben greifen will, kein Problem. Am besten besorgt Ihr euch einen Arduino Uno (gibts günstig als Nachbau auf Amazon in Starterkit) und passend dazu ein paar fertige Relais Boards (das sind dann die Taster eurer Kamera). Die Software zum programmieren gibts kostenlos im Internet und das ganze ist auch nicht besonders schwierig. Wie man ein solches Relais Board ansteuert, kann man im Internet sehr leicht finden, zum Beispiel hier.

Viel Spaß bei den ersten Schritten zu programmieren 😀

Diese Aufnahme habe ich einmal gemacht indem ich ein Eimer Nüsse mit einem Bewegungsmelder verbunden habe, der an einem Arduino hing. Das Eichhörnchen hat sozusagen selbst seine Bilder gemacht 😀

Hier ein Bild zum damaligen Kamera-Aufbau. Jede Menge Kabel um das Relais Modul, das jedesmal mechanisch klickt möglichst weit fern zu halten um das Eichhörnchen nicht zu erschrecken. (Ein elektrische Schaltung mit einem Optokoppler wäre hier natürlich von Vorteil)


Das Titelbild "CLICK & COLLECT" ist ausnahmsweise mal nicht von mir....passt aber super zum Thema: Photo by Henrik Dønnestad on Unsplash

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